Da der Spiegel die offensichtlich falschen Tatsachen klammheimlich ersetzt hat, hier nochmal der "neue" Artikel von Spiegel Online mit den Änderungen:
Quelle: Spiegel.de
BUNDESLIGA-KOMMENTAR
Wunschlos unglücklich
Von Peter Ahrens
Wer nimmt Schalke 04 noch ernst? Die Spitzenmannschaften schon längst nicht mehr. Die Vorstellungen des Abonnement-Beinahe-Meisters zeigen, dass sich die Mannschaft nicht traut, Ansprüche zu stellen. Aus gutem Grund. Genauer gesagt: Aus 19 guten Gründen.
Nein, am heutigen 1:1 gegen Werder Bremen wird es nicht liegen, dass Schalke 04 auch 2008 nicht Meister wird. Warum also wird das Team von Mirko Slomka höchstens um den zweiten Platz mitspielen dürfen - wenn überhaupt?
1. Weil ein Team, das sich kampflos in ein 0:2 bei Chelsea fügt und anschließend selbstzufrieden wieder heimfährt, nicht Spitzenmannschaft genannt werden darf.
2. Weil der Angriff eine Kuranyi-Ein-Mann-Show ist.
3. Weil Schalke auch mit Lincoln kein Meister geworden ist und es ohne ihn noch schwerer ist.
4. Weil Ivan Rakitic der einzige Spieler ist, der Lincoln ersetzen könnte. Aber nicht, wenn er pro Spiel mindestens 70 Minuten zu viel auf der Bank sitzt.
5. Weil nun alle auf dem armen Manuel Neuer herumhacken, nur weil er jetzt endlich beherzigt, was ihm sein Torwarttrainer Pannen-Olli Reck seit Jahren vorgemacht hat.
6. Weil Schlüsselspieler wie Fabian Ernst oder Zlatan Bajramovic allen guten Wünschen zum Trotz in ihrer Leistung stagnieren.
7. Weil das Team nicht in der Lage ist, Stammspieler zu ersetzen, wenn sie wie Mladen Krstajic über längere Zeit ausfallen.
8. Weil ein Sören Larsen stellvertretend für einige andere Spieler von der Bank keine echte Verstärkung für die Stammelf ist, wenn er in die erste Mannschaft aufrückt.
9. Weil in der zweiten Reihe mit Matthias Abel oder Mimoun Azaouagh (hier stand eigentlich noch der Herr Delura) lediglich Spieler stehen, die ihre Chance auf Schalke schon einmal hatten und sie nicht genutzt haben.
10. Weil es pro Spiel höchstens zwei, drei gute Freistoßsituationen gibt, aus denen sich Tore machen lassen.
11. Weil Gerald Asamoah in dieser Spielzeit offenbar nur trifft, wenn er zuvor aufs Blut gereizt wird. Hier stand vorher Punkt 2 - und zwar wortwörtlich
12. Weil die Spieler es nicht ausstrahlen, ein Topteam zu sein - ganz anders als die Akteure von Werder Bremen.
13. Weil die Champions League keinen Motivationsschub für die Liga darstellt, sondern die Auftritte in Europa wie eine Pflichtübung wirken, die man nach der Vorrunde erwartungsgemäß abhakt - wieder anders als bei Werder.
14. Weil Peter Lövenkrands in dieser Saison nicht auf Touren kommt und Heiko Westermann kein Spieler ist, der in einer Meistermannschaft steht.
15. Weil der Stabilisator Gustavo Varela verletzt fehlt, der im letzten Jahr eine starke Saison im defensiven Mittelfeld gespielt hat.
16. Weil der Präsident Josef "Jupp" Schnusenberg jetzt schon anfängt, über Trainer und Mannschaft zu mäkeln.
17. Weil man in Rostock gewinnen muss, wenn man den Titel holen will.
18. Weil es zwar schön ist, den BVB im Derby abzuledern, es aber auch für den Sieg gegen Dortmund nur drei Punkte gibt.
19. Weil Bayern einfach besser ist. Viel, viel, viel besser.
Bliebe also Werder Bremen als Bayern-Jäger.
Als Bayern-Jäger muss man sich allerdings jemanden vorstellen, der stundenlang regungslos auf der Pirsch hockt und wartet, dass das scheue Bayern-Reh auf die Lichtung tritt. In diesem Moment muss man abdrücken und treffen. Sonst ist es vorbei, das Reh ist weg. Man muss sich also anders verhalten als Werders neue Lichtgestalt im Angriff, Boubacar Sanogo, die gegen Schalke aus drei Metern das leere Tor verfehlt.
Aus drei Metern. In Mittelstürmerposition. So wird das nichts mit der Titeljagd.
Dabei besitzt Werder Bremen wenigstens die nötige Geisteshaltung, um die Bayern herauszufordern. Spieler wie Torsten Frings, Tim Borowski oder Per Mertesacker gehen nach draußen auf den Platz, um zu gewinnen - egal ob gegen Bielefeld oder Real Madrid. Sie wirken in ihrem Erfolgshunger ähnlich humorlos wie Oliver Kahn - oder der ganze FC Bayern.
Sicher, berauschende Siege gegen große europäische Mannschaften hat auch Werder in der jüngeren Vergangenheit nicht aufzuweisen. Und der Start in die Bundesliga war lazarettbedingt holprig. Aber wenigstens wird in Bremen mal ein Anspruch formuliert: Seht her, wir sind geborene Siegertypen, uns fiele ein Meistertitel oder ein europäischer Triumph nicht einfach in den Schoß. Nein, er würde zu uns passen. Ein jährlicher Platz in der Champions League, das ist doch selbstverständlich, was sonst? "Mir san mir" auf norddeutsch.
Eine solche Haltung, man könnte sie auch Arroganz nennen, ist den Bremern verdientermaßen zugewachsen. Sie haben Jahre dafür gebraucht, aber jetzt ist sie da. Teams wie der amtierende Zufallsmeister aus Stuttgart können eine solche Attitüde noch nicht mitbringen, Schalke dagegen hätte nach den Erfolgen der vergangenen Jahre die Möglichkeit gehabt, eine solche Gesinnung herauszubilden. Sie fehlt jedoch völlig.
So ist und bleibt Schalke - da können noch so viele Erdgas-Millionen aus Russland fließen - lediglich eine konstant überdurchschnittliche Bundesligamannschaft. In höheren Gefilden, ob in München oder in Madrid, wird Königsblau nicht ernst genommen. In Bremen bald auch nicht mehr. Schalke hat in den vergangenen Wochen nichts dafür getan, dass sich das ändert.
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